Wild romantisch und geheimnisvoll liegt im Wald oberhalb des Gollachtals die Reichelsburg. Schon von weitem grüßt zwischen dem Renaissancestädtchen Aub und Baldersheim der Bergfried der Burganlage aus dem Wald.
Die Hohenlohische Burg wurde 1230 erstmals als „Reigirberc“ urkundlich erwähnt, später gelangte sie in den Besitz des Hochstifts Würzburg. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage von den Bewohnern der umliegenden Orte „ausgeschlachtet“, die Steine wurden für den Bau eigener Gebäude verwendet. Erst 1900 machte sich der Verschönerungsverein Aub daran, die Reste der Ruine zu sichern und wieder herzurichten. Heute sind neben einigen Mauerresten noch zwei Kellergewölbe erhalten.
Der Truchseß hält Hof
Die meiste Zeit des Jahres liegt die romantische Burganlage verträumt im Wald. Nur einmal im Jahr erwacht sie für ein Wochenende zu neuem Leben: Dann ist der Truchseß selbst wieder auf der Burg, hält Hof mit seinem Gefolge und begrüßt per Handschlag an der wieder errichteten Zugbrücke die Gäste. Da dröhnt an einem Abend der Sound einer Beatband zwischen den Mauerresten, da erschallt Blasmusik im Burghof, da sitzen Gäste in dem mit Lichterketten ausgeleuchteten Burghof. Das Reichelsburgfest findet seit den 1950er Jahren jeweils am Wochenende nach Fronleichnam statt.
Die Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth, die das Fest ausrichtet, hat sich zur Aufgabe gemacht, die Burgruinenanlage herzurichten und in einem ordentlichen Zustand zu erhalten. Wenn der Gast Glück hat, überraschen die Veranstalter mit einem selbst einstudierten Laientheater. Da hält der Truchseß von Baldersheim, dem die Burg nie gehört hatte, selbst Hof, da erwacht eine überlieferte Gestalt wie der Teufelsschmied zu neuem Leben.
Die Geschichte des Teufelsschmiedes ist eng mit der der Reichelsburg verbunden. So liegt auf halbem Weg zwischen Reichelsburg und Kunigundenkapelle im Gollachtal die alte Teufelsschmiede, von der nur noch der alte Mühlgraben und Mauerreste zu erkennen sind. An diesem ruhigen, fast schon unheimlichen Ort lebte in der Zeit der Bauernkriege der Sage nach ein Schmied, der wie kein anderer das Eisen bearbeiten konnte. Als sich die Bauern 1525 gegen ihre Herren erhoben, fehlten ihnen Waffen. Die bestellten sie beim Schmied.
Der arbeitete Tag und Nacht, um den Auftrag zu erfüllen und wurde trotzdem nicht fertig. Da bot sich der Teufel selbst als Schmiedegeselle an, um ihm bei der Arbeit zu helfen. Allerdings musste ihm der Schmied seine Seele verpfänden. Der Sage nach konnte der Schmied zwar den Auftrag nun erfüllen, bald darauf kam aber der Teufel und holte sich die arme Seele des Schmieds.
Mit übernatürlichen Kräften
Nach einer anderen Sage soll der Schmied mit den Bauern gegen die Adeligen gekämpft haben und mit vielen von ihnen hingerichtet worden sein. Ihm schrieben sie übernatürliche Kräfte zu und großen Einfallsreichtum. Er hatte aber auch eine bildhübsche Tochter, die ausgerechnet in den Truchseß von Baldersheim verliebt war. Als sie von dem Vorhaben der Bauern, die Reichelsburg zu überfallen, hörte, schlich sie zu ihrem Geliebten um ihm den Plan zu verraten.
Der Truchseß mit seinen Leuten kam den Bauern aber zuvor. Noch in der Schmiede überrumpelten sie die Bauern. Der Schmied selbst konnte entkommen. Aus Wut ließ der Truchseß ließ die Schmiede niederbrennen. Danach war er wie vom Erdboden verschwunden.
Auf der Reichelsburg soll ein Schatz liegen, der von einem Hund mit feurigen Augen bewacht wird. Der Hund verteidigt den Schatz. Jeder, der ihn heben will, muss strengstes Schweigen bewahren. Ein Wort, und Schatz mit Hund verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Wer versuchen will, den Schatz zu heben, sollte bedenken, dass bisher noch nie jemand den Schatz der Reichelsburg heben konnte.
Öffnungszeiten
Die Burgruine kann jederzeit besichtigt werden. Wer den Turm besteigen möchte, muss sich vorab bei der Stadt Aub unter Tel. (0 93 35) 97 100 anmelden
Eintritt
Die Turmbesteigung kostet 50 Cent pro Person
Kontakt
Weitere Infos gibt’s unter Tel. (0 93 35) 97 100 sowie unter www.baldersheim.de und www.stadt-aub.de
Anfahrt
Der Weg zur Reichelsburg führt über Ochsenfurt, Hopferstadt, Oellingen und Aub. Aus dem Taubertal führt der Weg über Aufstetten und Baldersheim in Richtung Aub. Eine Alternative ist der Gaubahn-Radweg von Ochsenfurt bis zum südlichen Ortsende von Baldersheim. Von dort ist der Turm schon zu sehen.
Wanderungen
Die Reichelsburg ist eine idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im stillen Gollachtal. So ist es nicht weit bis ins nahe Aub, wo der malerische Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden, die Flusslandschaft „Klein Venedig“, die katholische Stadtpfarrkirche mit der bekannten Riemenschneidergruppe oder das neu eingerichtete Fränkische Spitalmuseum einen Besuch wert sind.
Nach Aub kommen Sie entweder um die Burg herum durch den Wald (breiter Waldweg) oder um den Weiher unterhalb der Reichelsburg herum immer entlang der Gollach flussaufwärts (Gehzeit etwa 30 Minuten).
Ein anderer Weg führt entlang des Flüsschens Gollach zur nahen Kunigundenkapelle am „Alten Berg“ bei Burgerroth. Attraktion ist dort neben der Kapelle die „tausendjährige“ Linde. Wenden sie sich unterhalb der Burg nach links entlang eines asphaltierten Feldweges. Im weiteren Verlauf folgen sie den Hinweisen „Kunigundenweg“, der recht abwechslungsreich durch den Wald und entlang der Gollach bis zur Kunigundenkapelle führt (Gehzeit etwa 1,5 Stunden).
Ein anderer Weg zur Kunigundenkapelle führt über den Gaubahnradweg ab dem Ortseingang von Baldersheim. Im nahen Wald führt ein archäologischer Wanderpfad zu fast vergessenen Hügelgräbern und anderen Relikten aus der Vorzeit (Weg ist als solcher gekennzeichnet). Zu Fuß von Aub ist auch die Burg Brauneck zu erreichen (vor dem Wald am Schützenhaus den Waldrand entlang und dann immer gerade aus, Fußweg etwa 1,5 Stunden, ist nicht ausgeschildert).