Vereinschronik

(aus der Festschrift zum Kreismusikfest 1979 und 1983)


Die Geschichte der Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth begründet sich auf eine über 100 jährige Tradition. Aufzeichnungen und Überlieferungen bestätigen uns, dass bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts in den beiden Orten die Blasmusik gepflegt wurde. Wie hieraus zu ersehen ist, wurde die Blasmusik bereits damals durch die Gemeinden großzügig gefördert. Im Verhältnis zu den damaligen Gemeindehaushaltsvolumen, wurden für diese Zwecke bereits ganz ansehnliche Summen zur Verfügung gestellt. Wie aus Eintragungen in den Gemeindebüchern von Burgerroth zu entnehmen ist, waren die Instrumente Eigentum der Gemeinde. Auch anfallende Reparaturen wurden von der Gemeinde übernommen. Auch von Baldersheim berichtet der Verfasser der Ortschronik, Prof. Konrad Hoos, dass um die Jahrhundertwende auf der Empore der Baldersheimer Kirche eine Kiste mit alten Blasinstrumenten stand. Bei diesen Instrumenten handelte es sich sicher auch um Eigentum der Kirche oder Gemeinde.
Ab 1870 wurde laut Eintrag in den Rechnungsbüchern laufend Zahlungen an die Mitglieder der Musikkapellen für ihre Tätigkeit geleistet. Es handelte sich hierbei hauptsächlich um Begleitung der Gesänge bei Prozessionen und bei Gottesdiensten an hohen Festtagen. Ferner hei Bischofsbesuchen und bei Geburtstagen des Königs und ähnlichen Anlässen. Augenzeugen berichten uns weiter, dass in beiden Gemeinden seit Anfang dieses Jahrhunderts sich auf dem Gebiet der Blasmusik eine rege Tätigkeit entwickelte.
Diese wurde dann durch den Weltkrieg 1914-1918 unterbrochen. Nach dem 1. Weltkrieg hat wieder eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung eingesetzt. Auf ihrem Höhepunkt wurde sie durch das „Dritte Reich“ gestört und kam durch den zweiten Weltkrieg völlig zum erliegen.
Nachdem der grösste Teil dieser Generation durch den Krieg für die Musik für immer verloren ging. wurde in beiden Orten eine Neugründung mit Jugendlichen vorgenommen. In den fünfziger Jahren war wieder ein hoher Leistungsstand erreicht. Leider war es sehr schwierig in den beiden verhältnismäßig kleinen Orten den nötigen Nachwuchs auszubilden und in die Kapellen mit einzugliedern. Der Nachwuchsmangel stellte beide Kapellen vor große Existenzprobleme. Der allgemeine Leistungsstand und die Stärke der Kapellen hatten sich allerorts weiterentwickelt. Um den Anschluss an die allgemeine Entwicklung nicht zu verlieren. entschloss man sich 1970 zum Zusammenschluss der beiden Musikkapellen zur Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth. Es war dies aus der damaligen Situation heraus die richtige Lösung. Der Zusammenschluss hat sich günstig auf die weitere Entwicklung ausgewirkt.
Vom Verantwortungsbewusstsein der Aktiven zeugt die Tatsache, dass sie den Blick nicht nur auf die eigenen Erfolge, sondern auch in die Zukunft gerichtet haben. Man war sich einig, soll das Werk bestehen bleiben, muss die Nachwuchsförderung vorrangiges Ziel sein. Aus diesem Grunde wurde 1972 eine Jugendkapelle mit 30 Schülern gegründet. Als Lehrer konnte Alfons Kemmer, Ochsenfurt, ein gebürtiger Burgerrother und ehemaliges Mitglied der Musikkapelle Burgerroth, gewonnen werden. Unter seiner umsichtigen Leitung hat sich diese Gruppe in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einer hervorragenden Kapelle entwickelt. Sie war aus dem kulturellen Leben in unserer Gegend nicht mehr wegzudenken. Bei den Wertungsspielen anlässlich des unterfränkischen Jugendblaskapellentreffens in Hammelburg 1977 konnte ein erster Rang in der Unterstufe erzielt werden.
Nachdem mit der stetigen Aufwärtsentwicklung nach der Gründung der Jugendkapelle auch die Aufgaben und Verantwortung wuchsen, wurde am 23. März 1975 von 61 aktiven und passiven Mitgliedern ein Verein gegründet. Noch im Gründungsjahr konnte das 100. Mitglied aufgenommen werden. 1977 wurde der Verein in das Vereinsregister eingetragen. Dieser Verein wurde nun im Gegensatz zu früher nicht nur von den aktiven Musikern, sondern von der gesamten Bevölkerung getragen. Dies hat sich günstig auf die weitere Entwicklung ausgewirkt.
Es entwickelte sich nun eine rege Vereinstätigkeit.
Neben zahlreichen anderen Veranstaltungen war der „Tag der Blasmusik“ in Verbindung mit einem Musikfest alle Jahre eine erfolgreiche Veranstaltung. 1977 konnte er bereits im grösseren Rahmen in der Halle des Lagerhauses Stegmaier begangen werden. Attraktion war dabei der „Ochs am Spieß“. Er war als 30. Jahrestag der Wiedergründung nach dem Kriege gedacht. Im Rahmen eines Festaktes wurde eine Ehrung aller ehemaligen Mitglieder beider Kapellen vorgenommen. Der Erlös aus diesen Veranstaltungen bildete neben der Unterstützung durch die Gemeinde den finanziellen Rückhalt für den Verein.
Ein erfreuliches Ereignis für den jungen Verein war das gute Ergebnis bei den Wertungsspielen anlässlich des „Unterfränkischen Jugendblaskapellentreffens“ 1977 in Hammelburg.
Höhepunkt der Vereinsgeschichte sollte die Ausrichtung des Kreismusikfestes 1979 werden. Auf Grund der bei den jährlichen Musikfesten gesammelten Erfahrungen konnte eine optimale Vorbereitung erfolgen. Durch das Wetter begünstigt vollzog sich der Festablauf in grösster Präzision. Der Musikgemeinschaft wurde für ihre Verdienste um die Volksmusik vom Präsidenten des Nordbayerischen Musikbundes, Georg Bayer, die „Große Goldene Medaille am weißblauen Band“ verliehen. Für über 30jährige aktive Tätigkeit wurden Josef Igers Baldersheim, Franz Kemmer Burgerroth und Alfons Kemmer Ochsenfurt mit der „Ehrennadel des Nordbayerischen Musikbundes in Silber“ ausgezeichnet. Dirigent Alfons Kemmer wurde für über 25jährige Dirigententätigkeit ebenfalls mit dem „Silbernen Ehrenzeichen“ ausgezeichnet.
Höhepunkt der festlichen Tage war am Sonntagnachmittag der farbenprächtige Festzug und der anschließende Gemeinschaftschor. Infolge der günstigen Lage in der Niederung hinter dem Festzelt wurde er zum Ohrenschmaus für die Zuhörer. Die Tage wurden im Nachhinein von allen Seiten als „das Fest des Jahrhunderts in Baldersheim“ bezeichnet. Im Hinblick auf das Fest wurde die Jugendkapelle mit der Ochsenfurter Tracht ausgestattet.
Um den Nachwuchs zu sichern wurde 1977 mit der Ausbildung einer weiteren Gruppe von 25 Schülern begonnen. Nun waren in 3 Gruppen des Vereins 65 aktive Musiker tätig. Bei einem Einwohnerstand von 600 in beiden Orten ist dies wohl eine einmalige Begebenheit. Nachdem die Schülergruppe Aufgaben der Seniorenkapelle, wie Beerdigungen und Ähnliches übernehmen konnte, haben die Senioren das musikalische Betätigungsfeld 1979 der jungen Generation überlassen.
Mit jährlich 100 Proben und 60 Auftritten beider Gruppen wurde das kirchliche, gemeindliche und familiäre Leben von der Wiege bis zur Bahre entscheidend mitgeprägt. Der Verein hat somit den ihm von seinen Gründern zugedachten Zweck erfüllt.
Für die Schülergruppe, welche neben der Jugendkapelle ebenfalls von Alfons Kemmer ausgebildet wurde, konnte zur Entlastung desselben im Frühjahr 1981 mit dem Musikstudenten Klaus Hammer aus Höchberg ein weiterer qualifizierter Ausbilder gewonnen werden.
Ein ganz besonderes Ereignis und Höhepunkt der Baldersheimer Musikgeschichte war zweifellos die Verleihung der Pro Musica-Plakette durch den Bundespräsidenten. Sie wurde auf Grund der von Vorstand Franz Kemmer in mühsamer Kleinarbeit erstellten Dokumentation über den lückenlosen Nachweis der Existenz von Musikkapellen seit 250 Jahren verliehen. Er durfte sie mit einer Delegation der Musikgemeinschaft anlässlich eines Festaktes am 24.6.81 im Schloss Dachau aus der Hand von Staatssekretär Vorndran entgegennehmen.
Im dörflichen Rahmen wollte man dieses Ereignis ebenfalls mit einem Festakt am 12.9.82 würdig begehen. In der mit viel Mühe und Sorgfalt ausgestalteten Festhalle hat die Jugendkapelle unter der Leitung von Alfons Kemmer, die Schülergruppe unter der Leitung von Klaus Hammer und der Sängerkranz Gelchsheim unter der Leitung von Peter Högler mit einem anspruchsvoll erlesenen Programm die Feier musikalisch umrahmt.
Viele prominente Gäste, wie der Präsident des Nordbayerischen Musikbundes, Georg Bayer, Vizepräsident und Kreisvorsitzenden Hermann Deußer, Landrat Dr. Georg Schreier, Bezirksheimatpfleger Dr. Woschek, Kreisheimatpfleger Ahlbach, Vertreter der Kirchen, Mandatsträger aus der Bundes-, Landes- und Komunalpolitik und viele andere haben durch ihre Anwesenheit die Bedeutung des Ereignisses zum Ausdruck gebracht.
Die Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth wurde vom Nordbayerischen Musikbund wieder mit der Ausrichtung eines Kreismusikfestes vom 1. – 3. Juli 1983 beauftragt. In diesem Zusammenhang wurde das 250jährige Jubiläum zusammen mit dem 10jährigen Bestehen der Jugendkapelle im grösseren Rahmen mit den Musikfreunden aus Nah und Fern begangen. Es wurden umfangreiche Vorbereitungen unternommen, um die zweifache Jubiläumsfeier entsprechend zu gestalten. Den Höhepunkt bildete am Sonntag 3. Juli ein historischer Festzug unter dem Motto „Aber die Musik bleibet bestehen“ und ein anschliessender Gemeinschaftschor.