Geschichte von Baldersheim

(aus der Festschrift anlässlich des Kreismusikfest 1983)

Wo sich der Ochsenfurter Gau im Süden sanft zum Gollachtal neigt, liegt das alte fränkische Dorf Baldersheim, das am 11. Februar 961 erstmals urkundlich erwähnt wird. Die quellreiche Talmulde am Rande des Gollachtales, vom Stelzenbach mit Hilfe des Riedbaches im Verlauf von Jahrtausenden geformt, bot günstige Voraussetzungen für einen Siedlungsplatz.
Die reichen vorgeschichtlichen Zeugen, die in der nahen Umgebung von Baldersheim gefunden wurden und teilweise noch heute zu sehen sind, weisen diese Gegend als Altsiedelgebiet mit einer steten Siedlungskontinuität aus. Neben dem fruchtbaren Boden spielten auch strategische Überlegungen eine wichtige Rolle, z. B. die nahe Furt über die Gollach.

Die Endsilbe -heim im Ortsnamen lässt den fränkischen Ursprung erkennen. Es waren fränkische Wehrbauern, die in der Zeit der fränkischen Landnahme des 5. und 6. Jahrhunderts in unsere Heimat um ihren militärischen Führer (Baltoldes?) geschart, diesen Platz in Besitz nahmen und das Dorf gründeten.
Bis zum heutigen Tag hat sich in Baldersheim der wehrhafte Charakter in hochgeschlossenen Hoftoren und -mauern erhalten. Mit der stattlichen alten Kirche, den grossen Bauernhöfen, dem vielfältigen alten Baumbestand, den zahlreichen Brunnen, Bildstöcken und Dorfplätzen und seiner örtlichen Geschlossenheit ist Baldersheim ein typisch fränkisches Dorf geblieben.
Im Verlauf der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen des 9. und 10. Jahrhunderts (Ungarneinfälle) gaben viele fränkische Bauern ihre Freiheit auf und wurden zu Hörigen und Untertanen des Adels, der sich aus den erblich gewordenen Ämtern und Lehnen entwickelt hatte. Verdienste um Kaiser und Reich und treue Gefolgschaft in schwierigen Zeiten fanden Anerkennung und wurden oftmals mit einer Erhebung zum Ritterstand belohnt. So ist es zu verstehen, dass in unserer Heimat im frühen Mittelalter in vielen Orten ein niederer Landadel entstand, dessen Name in den alten Urkunden genannt wird. Einige von ihnen stiegen zu Bedeutung auf und spielten im politisch-gesellschaftlichen Leben eine wichtige Rolle.

Dazu gehören die Truchsessen von Baldersheim. Ihr Aufstieg mag sich aus der Verbindung zum Geschlecht der Hohenlohe ergeben haben, das enge Beziehungen zum staufischen Kaiserhaus besass und in der Auseinandersetzung Kaiser Friedrich II. mit seinem Sohn Heinrich VII. treu zum Kaiser gehalten hatte. Zum andern könnte der Aufstieg aus der staufischen Reichspolitik zu erklären sein. Im Rahmen dieser Politik wurde der Ochsenfurter Gau zu einem wichtigen Verbindungsgebiet zwischen dem staufischen „Castrum imperiale“ Rothenburg o. T. und dem königlichen Verwaltungszentrum Würzburg.
Als im 12. Jahrhundert der einstige Straßenknotenpunkt Finsterlohr seine Bedeutung an Rothenburg abgetreten hatte, wurde die Nord-Süd-Achse weiter östlich gelegt. Damit wurde Aub zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt, in dem sich die alte Heer- und Kaufmannsstraße Frankfurt-Nürnberg mit der alten Pilgerstraße von Norden über Augsburg nach Süden kreuzte. Durch diese verkehrsstrategische Verschiebung der wichtigsten Strassen des Mittelalters dürfte sich auch der frühzeitige Sitzwechsel der Stammlinie der Truchsessen von ihrem Stammort Baldersheim nach Aub, Oellingen und Waldmannshofen erklären.