Die Reichelsburg

Die Reichelsburg liegt südlich des Ortes Baldersheim, oberhalb der Gollach am westlichen Ende eines sich in west-östlicher Richtung erstreckenden Höhenrückens. Die rechteckige Kernburg wird von einer unregelmäßigen Zwingermauer umschlossen, die ursprünglich acht Flankierungstürme aufwies. Einer der Türme im Norden der Mauer ist vollständig verschwunden, von den anderen sind noch Reste vorhanden. Die Zwingermauer wird von einem 10 bis 15 Meter breiten und acht Meter tiefen Graben ringförmig umschlossen, vor dem im Osten noch ein Erdwall liegt.

Der Zufahrtsweg zur Burg führte von Westen den Hügel herauf und überwand den Graben mit einer Zugbrücke. Die Kernburg war ein regelmäßiges Viereck von 42 auf 33 Metern, die Mauern waren zwei Meter dick. Auf der Ostseite befand sich eine zehn Meter hohe Schildmauer mit einem bis heute erhaltenen, 23,50 Meter hohen Bergfried, dessen Mauern eine Stärke von 2,50 Metern aufweisen. Die Gebäude um den Innenhof waren teilweise unterkellert, manche Keller sind noch zugänglich. An der Nordostseite des Innenhofes befand sich ein Treppenturm, im Hof ist ein 15 Meter tiefer gemauerter Brunnen erhalten.
Die mehrfach umgebaute Burg reicht in ihren ältesten Teilen ins 14. Jahrhundert zurück, die jüngsten Bauteile entstammen dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert. Vor dem Gelände der Burg befinden sich im Westen noch Reste einer Vorgängeranlage, einer einfachen Turmhügelburg, die ringförmig mit Wall und Graben umschlossen war.

Die Geschichte

Reichelsberg wird als Reigirberc um 1230 als Besitz der Brüder Gottfried und Konrad von Hohenlohe-Brauneck erstmals erwähnt. Vermutlich handelt es sich noch um einen Vorgängerbau der späteren Burganlage. Lehnsgeber der Herrschaft Reichelsberg, die neben der Feste die Orte Baldersheim, Burgerroth (beide heute zu Aub), Bieberehren und Buch (heute zu Bieberehren) umfasste, war das Hochstift Bamberg. 1338 stifteten Gottfried von Hohenlohe-Brauneck und seine Frau Margareta auf Reygerberch eine Kapelle. 1390 erlosch die Linie Hohenlohe-Brauneck. Das Hochstift Bamberg zog das Lehen ein und tauschte es gegen andere Güter mit dem Hochstift Würzburg.
Vom Würzburger Bischof Johann von Egloffstein erhielt 1401 der Reichserbkämmerer Konrad von Weinsberg, der mit Anna von Hohenlohe-Brauneck verheiratet war, Reichelsberg zum Lehen. Nach Konrads Tod 1448 folgte ihm sein Sohn Philipp d. Ä. nach, der 1508 starb. Nach dem Aussterben der Herren von Weinsberg in männlicher Linie fiel die Herrschaft Reichelsberg 1521 an das Hochstift Würzburg zurück und wurde nicht mehr belehnt. Am 22. April 1525 (Samstag nach Ostern) wurde die Reichelsburg von aufrührerischen Bauern im Bauernkrieg geplündert und zerstört. Die Burg wurde teilweise wiederhergestellt und auch weiterhin bewohnt, hatte aber an Bedeutung verloren. 1669 wurde das Amt Reichelsberg aufgelöst.

Ab etwa 1750 war die Reichelsburg nicht mehr bewohnt und verfiel. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die noch einigermaßen gut erhaltene Burg nach und nach von den Bewohnern der umliegenden Orte abgebrochen, die die Steine für den Bau eigener Gebäude verwendeten. Proteste dagegen blieben ohne Wirkung. Erst im Jahr 1900 machte sich der 15 Jahre zuvor gegründete Verschönerungsverein Aub daran, die Ruine zu sichern und herzurichten. Auf Kosten des bayerischen Staates wurden 1905 bis 1907 der vom Einsturz bedrohte Bergfried gesichert und mit einer hölzernen Innentreppe versehen, der Brunnen wieder hochgemauert, ein eingebrochener Keller neu erstellt und große Mengen von Schutt beseitigt, die teilweise beim Bau der Gaubahn von Ochsenfurt nach Röttingen Verwendung fanden. Bis 1910 wurden noch kleinere Arbeiten erledigt, dann änderte sich am Zustand der Ruine über Jahrzehnte fast nichts mehr. Erst in den 1960er-Jahren wurden wieder Aufträge zur Befestigung der Mauern erteilt. 1986 wurde die Holztreppe im Bergfried durch eine Metalltreppe ersetzt. Im Jahr 2000 schließlich wurde eine neue Zugangsbrücke, die ”Truchsessbrücke” (benannt nach den Truchsessen von Baldersheim, die Amtmänner auf der Burg waren), auf den Fundamenten der früheren Zugbrücke erstellt.

Heutige Nutzung

In den 1950er-Jahren richteten Vereine aus Aub auf der Reichelsburg Feste aus. In Anknüpfung an diese Feste fand 1996 das erste Reichelsburgfest der Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth statt, das seitdem jährlich veranstaltet wird. Die Musikgemeinschaft kümmert sich in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden um Herrichtung und Erhaltung der Burgruine und ließ 2000 die neue Brücke errichten.

Öffnungszeiten 

Die Burgruine kann jederzeit besichtigt werden. Wer den Turm besteigen möchte, muss sich vorab bei der Stadt Aub unter Tel. (0 93 35) 97 100 anmelden

Eintritt

Die Turmbesteigung kostet 50 Cent pro Person

Kontakt

Weitere Infos gibt’s unter Tel. (0 93 35) 97 100

Anfahrt

Der Weg zur Reichelsburg führt über Ochsenfurt, Hopferstadt, Oellingen und Aub. Aus dem Taubertal führt der Weg über Aufstetten und Baldersheim in Richtung Aub. Eine Alternative ist der Gaubahn-Radweg von Ochsenfurt bis zum südlichen Ortsende von Baldersheim. Von dort ist der Turm schon zu sehen.

Wanderungen

Die Reichelsburg ist eine idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im stillen Gollachtal. So ist es nicht weit bis ins nahe Aub, wo der malerische Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden, die katholische Stadtpfarrkirche mit der bekannten Riemenschneidergruppe oder das neu eingerichtete Fränkische Spitalmuseum einen Besuch wert sind. Nach Aub kommen Sie entweder um die Burg herum durch den Wald (breiter Waldweg) oder um den Weiher unterhalb der Reichelsburg immer entlang der Gollach flussaufwärts (Gehzeit etwa 30 Minuten).
Ein anderer Weg führt entlang des Flüsschens Gollach zur nahen Kunigundenkapelle am ”Alten Berg” bei Burgerroth. Attraktion ist dort neben der Kapelle die ”tausendjährige” Linde. Wenden sie sich unterhalb der Burg nach links entlang eines asphaltierten Feldweges. Im weiteren Verlauf folgen sie den Hinweisen “Kunigundenweg”, der recht abwechslungsreich durch den Wald und entlang der Gollach bis zur Kunigundenkapelle führt (Gehzeit etwa 1,5 Stunden). Ein anderer Weg zur Kunigundenkapelle führt über den Gaubahnradweg ab dem Ortseingang von Baldersheim. Im nahen Wald führt ein archäologischer Wanderpfad zu fast vergessenen Hügelgröbern und anderen Relikten aus der Vorzeit (Weg ist als solcher gekennzeichnet). Zu Fuß von Aub ist auch die Burg Brauneck zu erreichen (vor dem Wald am Schützenhaus den Waldrand entlang und dann immer gerade aus, Fußweg etwa 1,5 Stunden, ist nicht ausgeschildert).

Quellen